Searchmetrics Studie: Der Google Hummingbird Algorithmus

Der Google Hummingbird Algorithmus: semantisch-holistische Suche

Im September 2013 verkündete Google den schon einen Monat vorher ausgerollten völlig neuen Algorithmus mit dem Namen “Hummingbird”.

Der Name wurde bewusst gewählt. Schließlich zeichnet den „Kolibri“ seine äußerst schnelle und dabei doch präzise Methodik aus. Searchmetrics hat analysiert, wie sich der neue Algorithmus auf die SERPs auswirkt.

Ergebnis: Die Diversität der Suchergebnisse hat abgenommen. Google zeigt zunehmend „gleichere“ Resultate für semantisch äquivalente Queries an.

 

Präzise und schnell + Semantik

Jenseits der technischen „precise-and-fast“-Komponenten bedeutet die Umstellung also einen großen Schritt in Richtung semantische Suche. Google „versteht“ Suchanfragen, auch aus dem Longtail-Bereich – und damit die eigentliche User-Intention immer besser, weil die gesamte Suchanfrage sowie die semantischen Beziehungen von Wortgruppen innerhalb dieser immer zielgerichteter identifiziert und interpretiert werden können. Google selbst bezeichnet die Modifikation einerseits als größte Algorithmus-Anpassung seit 2001. Dies wird auch in der Szene so wahrgenommen. Andererseits war die Änderung in den Suchergebnissen unmittelbar kaum wahrnehmbar. Warum war dies der Fall und was sind die Effekte und Merkmale des neuen Hummingbird-Algorithmus?

 

Contextual und Conversational Search

Die Verbesserungen des Hummingbird-Algorithmus sind insbesondere im den Bereichen, „Contextual Search“ sowie „Conversational Search“ verankert, die beide auf die Basis von Semantik und Beziehungen von Wörtern zurückzuführen sind. Im kontextuellen Bereich liefert Google zunehmend Antworten auf die User-Intention hinter der Suchanfrage. Es werden nicht mehr „nur“ Ergebnisse geliefert, welche die Wortbestandteile der tatsächlichen Query enthalten, sondern eine Interpretation derselben.

Searchmetrics Studien: Hummingbird

Contextual Search – Beispiel: „richest person“

Google interpretiert die Suchanfrage (fügt sogar den semantischen Aspekt ‚der Welt‘ hinzu) und liefert eine „Antwort“, die sogar über den Suchergebnissen in Searchmetrics Hummingbird: Google SERP ‚richest person‘ shortForm einer „Knowledge-Graph-Integration“ angezeigt wird.

Eine Folge der zunehmenden „Conversational Searches“, also Suchanfragen, die per Spracheingabe gemacht werden, ist die Verlängerung der Query in den Longtail-Bereich, oft auch per Satzform. Das heißt: Die Sucheingabe besteht aus mehreren Wörtern und wird oft als ganzer Fragesatz formuliert. Infolge der zunehmenden Verbreitung und Variation von mobilen Endgeräten (Smartphone, Tablet, Google Glass etc.) wird diese Art von Sucheingabe immer öfter performt – und ist obendrein auch per Desktop Search möglich (Chrome).

Searchmetrics Studien: Hummingbird

Conversational Search – Beispiel:

Ebenfalls eine kontextuelle, aber darüber hinaus auch eine dialogorientierte Suchanfrage ist die Phrase „who is the richest person in the world“.

Wie man sieht, ist Google hier in der Lage, die Frage in ihre Bestandteile zu zerlegen und liefert ein Ergebnis, welches der Suchabfrage mit dem Kern-Keyword („richest person“ – siehe oben) nahezu identisch ist.

Hummingbird beeinflusst die Diversität von Suchergebnissen

Aufgrund dieser Beobachtungen hat Searchmetrics untersucht, wie sich die Diversität der Suchergebisse seit Hummingbird entwickelt hat. Vermutung: Die Anzahl unterschiedlicher URLs in den SERPs sollte rückläufig sein, da für ähnliche Keyword-Queries mit der gleichen Suchintention zunehmend „gleichere“ Ergebnisse angezeigt werden.

Hier die Ergebnisse der Untersuchung, die auf mehreren tausend Keywords basiert. Die Y-Achse bezieht sich auf die Anzahl unterschiedlicher Suchergebnisse, die X-Achse gibt den zeitlichen Verlauf in Kalenderwochen wieder:

Searchmetrics Glossar: Hummingbird All Keywords
Searchmetrics Studie Hummingbird - Navigational Keywords
Searchmetrics Studie Hummingbird - Informational Keywords
Searchmetrics Studie Hummingbird - Question Keywords

Es ist deutlich zu erkennen, dass die Diversität der Suchergebnisse seit Hummingbird insgesamt um ca. 6% abgenommen hat. Dies betrifft weniger navigational (knapp 4%) als vielmehr informational Keywords sowie den Teilbereich der Keywords mit Fragewort (ebenfalls ca. 6%).

Erklärung: Der Bereich der informational Keywords ist naturgemäß jener mit der größten Fluktuation von URLs in den Suchergebnissen. Da Google zunehmend Ähnlichkeiten von Queries erkennt, werden auch die entsprechenden Suchergebnisse „angeglichen“.

Searchmetrics Studie Hummingbird - URLs-Domains

Diversität von SERPs anhand spezifischer Keyword-Paare

Infolge der vorangegangenen Untersuchung zur allgemeinen Entwicklung der Diversität von URLs und Domains in den SERPs stellt sich die Frage, ob sich diese Beobachtungen auch für einzelne Keywords so genau nachzeichnen lassen. Die Antwort ist ja: Searchmetrics Hummingbird: SERP-Diversität für semantisch ähnliche KeywordpaareSearchmetrics hat die Übereinstimmungsrate von Suchergebnissen für Keyword-Paare auf einem repräsentativen Keyword-Set gemessen. Untersucht wurden hierbei jeweils zwei Queries, die semantisch möglichst identisch sind (Bsp: „bang hairstyles“ vs „hairstyles with bangs“). Die Analyse wurde auf drei Datenpunkten durchgeführt – kurz vor Hummingbird (07/2013), kurz nach Hummingbird /10/2013) und zuletzt im Januar 2014.

Ergebnis: Wie in der Grafik zu erkennen ist, hat die Übereinstimmung der Suchergebnisse für semantisch gleiche Keyword-Paare zugenommen, und zwar insgesamt um knapp 20%. Deutlich wird dies etwa an der ersten Suchergebnisseite für das vorgenannte Beispiel. Hierzu hat Searchmetrics die pre-Hummingbird-Rankings aus der eigenen Datenbank rekonstruiert und mit aktuellen Rankings verglichen. Vor Hummingbird waren nur 4 der jeweils 10 für beide Keywords rankenden URLs identisch, nach Hummingbird gibt es sogar eine 90%ige Übereinstimmung der SERPs, zwar nicht auf den exakten Rang, aber auf Präsenz auf SERP 1 bezogen.

Searchmetrics Glossar: Hairstyles prehummingbird
Searchmetrics Glossar: Hairstyles posthummingbird
Searchmetrics Studie Hummingbird - Knowledge Graph

Die Evolution des Knowledge Graph

Doch nicht nur die Suchergebnisse selbst, sondern auch Googles “Antwortbox”, der Knowledge Graph – mithilfe dessen die Suchmaschine Kern- und auch Zusatz-Informationen zur Suchanfrage einblendet (daneben oder auch darüber) durchläuft eine fortwährende Evolution.

In der Grafik dargestellt ist die Entwicklung der Anzahl von Knowledge-Graph-Integrationen je Keyword-Kategorie – normiert auf den Maximalwert von 100%. Es wird deutlich, dass SERPs aller Keyword-Kategorien unmittelbar nach Hummingbird (markiert) mehr Knowledge-Graph-Einblendungen aufwiesen als vorher (sprich: mehr Keywords hatten eine Knowledge-Graph-Integration) – bis auf Keywords mit Fragewort.

Searchmetrics Studien: Google

Im weiteren Verlauf jedoch nahm die Anzahl der Knowledge-Graph-Integrationen über alle Kategorien wieder leicht ab – erneut bis Searchmetrics Hummingbird: Google Knowledge Graph ‚a thousand times’auf die Keywords mit Fragewort, welche sich diesbezüglich positiv entwickelten. Auch die Art des Knowledge Graphs hat sich überdies entwickelt. Mittlerweile gibt es verschiedenste Versionen (Wetter, Rezepte, Speisekarten, Medaillenlisten von Olympia, Videointegrationen, (Um)Rechner  etc.). Manchmal jedoch hat selbst Google Probleme, die genaue Intention hinter einer Suchanfrage zu verstehen. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass Google mehrere Knowledge Graphs untereinander einblendet.

Hummingbird: Zielführende, genauere Ergebnisse

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass mit Einführung des Hummingbird-Algorithmus die Diversität der Suchergebnisse insgesamt abgenommen hat. Dies ist zudem insbesondere für Keywords mit ähnlicher Semantik zutreffend. Knowledge-Graph-Integrationen werden zwar nicht zwingend häufiger, jedoch durchaus spezifischer. Kurz: Google wird immer besser darin, die Suchintention des Nutzers schnell und präzise zu erfüllen.

Bei Fragen zu unserer Untersuchung, können Sie uns gerne hier kontaktieren.